Ausschuss beschließt Verlegung von Stolpersteinen in Stuhr

Der Ausschuss für Jugend, Freizeit, Kultur und Soziales hat in seiner Sitzung am 27.06.2023 dem Antrag von SPD und GRÜNE einstimmig beschlossen.

Gemeinsam mit den Stimmen der FDP und der CDU wurden folgende Punkte beschlossen:

  • Auf der Grundlage der von den Mitgliedern der Fraktionen ermittelten Hinweise über Wohnorte von Opfern des Nationalsozialismus in der Gemeinde Stuhr, beauftragt die Gemeinde Stuhr die „Stiftung – Spuren – Gunter Demnig“ zur Anfertigung und Verlegung von Stolpersteinen.
  • Im Hinblick auf die verstärkte Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in der Gemeinde Stuhr, sollten Nachforschungen über weitere verfolgte, deportierte oder ermordete Opfer der Nationalsozialisten durch die Gemeinde z.B. im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit beauftragt werden.
  • Darüber hinaus regen die Fraktionen an, dass die Verwaltung die Schulen bei der Initiierung von Projekten zur Aufarbeitung der NS-Verbrechen unterstützt. Hierzu bietet die „Stiftung Spuren Gunter Demnig“ anhand ihrer langjährigen pädagogischen Erfahrung ihre Unterstützung bzw. Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrerinnen und Lehrer an.
  • Die Gemeinde ruft die Bevölkerung auf, sich bei Erkenntnissen über Schicksale von Opfern der Nationalsozialisten auf dem Gebiet der Gemeinde Stuhr zu beteiligen und bei der Aufarbeitung von Informationen zu unterstützen.

Den Antrag findet ihr hier und den ganzen Antrag mit Anhägen auf der Seite des Ratsinfomrationssystems der Gemeinde Stuhr unter diesem Link.

Nach einer Einführung und Begründung des Antrages durch die Antragstellenden Fraktionen der GRÜNEN und der SPD wurde den Ausschussmitgliedern von der Gemeindearchivarin in einer Präsentation detailertere Informationen zu Stolpersteinen und der Stiftung – Spuren – Gunter Demnig vorgestellt. Weiterhin wurden in der Präsentation zwei für die Verlegeung von Stolpersteinen in Frage kommende Standorte in der Gemeinde Stuhr näher betrachtet. Diese beiden Standorte (siehe Anhang des Antrages) wurden in einer gemeinsamen Recherchearbeit der Antragstellenden über die Schicksale von Opfern der Nationalsozialsten in Stuhr ermittelt.

In Brinkum kommt das Schicksal von Martha Löwenstein, geb. Cohn für die Verlegegung eines Stolpersteines in Betracht. In Heiligenrode das Schicksal der Sintezza Maria Franz. Insbesondere um das Schicksal von Maria Franz handelte der anschließende Vortrag des Historikers Dr. Hans Hesse, der eigens aus Köln angereist war. Dr. Hesse beschäftigt sich seit vielen Jahren bereits mit der Aufarbeitung der Lebensgeschichte von Maria Franz. Er berichtete über die bisher bekannten Stationen des Lebens des Mädchens, die in einer Pflegefamilie in Heiligenrode gelebt hat. Weiterhin berichtete er über die Denutiation, die das Kind durch eine Bremer Diakonisse erlebt hat, und wie ihr Weg anschließend über das KZ Ausschwitz im Konzentrationslager Ravensbrück endete, wo das junge Mädchen zur Tode kam.

Die Regionale Rundschau berichtete ausführlich in einem langen Artikel über den Vortrag und die Beiträge des Ausschusses (Leider hinter einer Paywall).

Wie im Antrag gefordert, sollen nun weitere Nachforschungen über Opfer des Nationalsozialismus in der Gemeinde Stuhr recherchiert werden. Weiterhin wird die zusammenarbeit mit Schulprojekten gestärkt und ein Aufruf an die Bevölkerung sich an einer Recherche zu beteiligen.

Mit den Stolpersteinen werden in der Gemeinde Stuhr neben dem Mahnmal Obernheide weitere Gedenkorte hinzukommen, die daran Erinnern, dass sich diese Verbrechen an der Menschlichkeit niemals wiederholen dürfen.